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Mit schöner Regelmäßigkeit verkündet das isländische Parlament jedes Jahr aufs Neue, es habe eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs beschlossen. Mit Schrecken vernimmt der Island- und Walinteressierte solche Meldungen. Aber noch ist es nicht soweit, noch zählt Island nicht zu den
Ländern, die die Meeresriesen abschlachten. Im Jahr 1989 hatte der Inselstaat auf internationalen Druck die Harpunen niedergelegt. Doch die Ruf nach Wiederaufnahme der Waljagd wird innerhalb der Bevölkerung immer lauter. Wie kann man dieser Tendenz entgegenwirken? Wie kann die drohende Katastrophe für die Meeressäuger abgewendet werden?

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Fotos statt Harpunen

Mitte der 90er Jahre etablierte sich in Island eine neue Tourismusbranche – das Whale-Watching. Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig verzeichnete die Branche in den folgenden Jahren enormen Zuwachs. Gingen 1995 gerade einmal 2.200 Touristen auf Walsafari, waren es im Jahr 2001 über 60.000. Die Küstengewässer um Island sind voller Wale und Delfine, die sich durch die Boote von inzwischen 12 Unternehmen nicht stören lassen. Die Einnahmen durch das Wale-Angucken übersteigen heute die 
Einnahmen des Wale-Abschießens von vor 1989 um ein Vielfaches. Neben diesem Wirtschaftsfaktor trägt auch das Walzentrum in Húsavík dazu bei, dass ganz langsam, aber sicher ein erster Umdenkprozess vor allem bei den jungen Isländern zu verzeichnen ist. Ásbjörn Björgvinsson, der Gründer und Leiter des Zentrums lässt keine Gelegenheit aus, in den isländischen

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Medien und in der Politik für die Vorzüge des Whale-Watching gegenüber dem Walfang zu werben und geht dabei äußerst diplomatisch vor, um seine Landsleute nicht vor den Kopf zu stoßen. Es ist besonders wichtig, dass die Kritik aus dem eigenen Land kommt. Einwände aus dem Ausland werden vom Inselvolk als Bevormundung gewertet und erreichen nur das Gegenteil.

Die Nummer eins

Húsavík wird gern und zu Recht, seiner Walsichtungsrate von 99% wegen, auch Hauptstadt der Walbeobachter genannt. Zwar gibt es rund um Island derzeit noch 12 weitere Anbieter von Whale-Watching-Touren mit ähnlich guten Sichtungsraten, doch starten von Húsavík aus über 50% aller

Touren. Vielleicht liegt es an dem besonderen Flair der alten Eichenboote, die dazu führen, dass Húsavík die Hitliste anführt oder an der Tatsache, dass sich in der Skjálfandi-Bucht eine seltene Vielfalt der Meeresriesen tummelt. In den Sommermonaten werden regelmäßig Zwergwale und Weißschnauzendelfine beobachtet, aber auch Sei-, Buckel-, Schweinswale, verschiedene Delfinarten, und sogar Blauwale, die größten Tiere, die je auf Erden gelebt haben, lassen sich mitunter blicken. Mit Sicherheit trägt auch das 1997 eingerichtete Walmuseum zum guten Ruf der Stadt bei. Hier erfährt der Whale-Watcher alles über die schwimmenden Kolosse, ihre Lebensweise und Biologie, aber auch über die menschgemachten Gefahren, denen diese Tiere ausgesetzt wind.

Die Qual der Wa(h)l

In Húsavík gehen mehrmals täglich bis zu vier Boote von zwei Unternehmen auf Walsafari. North Sailing (Norður Sigling) gilt als einer der Whale-Watching-Pioniere. Seit 1995 bietet das Unternehmen Beobachtungstouren an. Seit dieser Zeit wurden über 100.000 Gäste in die Bucht hinausgefahren. Die drei Boote von North Sailing "Náttfari", "Knörrinn" und "Haukur" sind alte Eichenboote, was der Sache einen besonderen Reiz verleiht. "Haukur" wurde im Sommer 2002 zu einem Segelboot mit Schonertakelung umgebaut mit leuchtend roten Segeln. North Sailing fährt  
in der Hochsaison (Juli bis Mitte August) viermal täglich raus, in der Zwischensaison (Mai, Juni, September) ein bis dreimal täglich.Im Sommer 2002 bekam North Sailing Konkurrenz vor Ort. Das Restaurant Salka lockt die Touristen mit etwas günstigeren Preisen und ebenfalls einem umgebauten Fischerboot aus Eiche namens Faldur, das im Hochsommer ebenfalls viermal auf Beobachtungstour geht.

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Wale beobachten Walbeobachter

Beim Whale-Watching ist es wichtig, dass die Tiere nicht gestört und womöglich verschreckt werden. Die Kapitäne nähern sich den Tieren nur ganz vorsichtig von seitlich oder schräg. Sind mehrere Boote unterwegs, wird darauf geachtet, die Wale nicht zu bedrängen. Die Tiere müssen jederzeit die Möglichkeit haben wegzuschwimmen, wenn sie wollen. Doch oftmals kommen die Tiere von selbst an das Boot. Zwergwale gelten 
anderswo als sehr scheu, doch in der Skjálfandi-Bucht sind manche von ihnen ausgesprochen neugierig. Sie heben ihren Kopf aus dem Wasser, um sich die Touristen anzugucken ("Spy Hopping"). Weißschnauzendelfine sind in der Regel in großen Gruppen (Schulen) unterwegs und tollen oftmals ausgelassen umher, reiten auf der Kielwelle des Bootes oder schlagen Saltos.

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Sie wollen mehr wissen?

Diese beiden Bücher können Sie bei Ihrem Besuch in Island erwerben. 

Je höher die Einnahmen durch das Walebeobachten werden, desto unwahrscheinlicher ist eine Wiederaufnahme des Walfangs in Island. Mit einem Besuch im Walmuseum und der Buchung einer Beobachtungstour leisten Sie also einen aktiven Beitrag zum Schutz der bedrohten Meeressäuger. Doch Sie helfen damit nicht nur Wale schützen, sondern tun sich selbst auch einen Gefallen. Die hautnahe Begegnung mit den Giganten der Meere ist ein einmaliges Erlebnis, das Sie so schnell nicht vergessen werden.