Von Beke Tietz


Wal-News aus Húsavík 

Nun bin ich seit Sonntag Nacht, dem 3. Juli, zurück in Island und freue mich, dass es hier nicht so heiß ist, wie es am Tag meines Abflugs in Frankfurt war. Obwohl…ein paar Grad mehr wären hier auch gar nicht sooooooo verkehrt. Heute haben wir so um die 10 Grad.

Die letzten Tage waren bei mir sehr turbulent, es fing damit an, dass man mich am Montag  eigentlich überall hätte abstellen können und ich wäre sofort eingeschlafen. Der Flieger kam 30 Minuten zu spät in Reykjavík an, dann kam der Bus am Flughafen nicht weg und klapperte dann erstmal sämtliche Hotels in der Innenstadt ab, bis er zur Jugendherberge fuhr. Gegen halb vier war ich dann mal im Bett, um drei Stunden später am Montag wieder aufzustehen,  da ich den Bus nach Akureyri zu erwischen. Aber umso besser konnte ich im Bus schlafen.

Hier in Húsavík angekommen, schauten mich alle etwas verwundert an, weil man erst einen Tag später mit mir rechnete. Abbi, der Museumsmanager, sagte dazu nur noch „Du überraschst uns immer wieder!“, als er mich sehr unerwartet bei uns im Flur antraf. So weit, so gut. Abends war eine Geburtstagsfeier angesetzt – ich konnte also schon wieder nicht früh schlafen gehen, aber ich wurde in das WG-Leben der Freiwilligen, die hier dieses Jahr alle unter einem Dach leben, sofort eingegliedert, das Einleben fällt damit nicht besonders schwer.

Mein Arbeitstag am Dienstag begann mit „Aus-dem-Bett-Quälen“ und dann mit einer Whale Watching-Tour. Am Montag abend waren die Blauwale noch in der Bucht, ich hoffte so sehr, dass sie auch am Dienstag noch da sind. Die Suche gestaltete sich zunächst als SEHR schwierig, wir haben kurz einen Zwergwal gesehen, der aber sehr bald verschwand, und suchten dann weiter. Ein Blas, weit hinten am Horizont, kündigten einen weiteren Wal an, aber für einen Blauwal empfand ich den Blas viel zu klein, rechnete also mit einem Buckelwal – auch schön. Beim Näherkommen aber stellten wir zum großen Vergnügen fest, dass es tatsächlich ein Blauwal ist, und dann fanden wir noch einen zweiten. Das war absolut gigantisch. Man hörte den Atemzug des Wals, als er an die Oberfläche kam, der Blas erschien nun doch auch kräftiger als aus der Ferne. Dann sah man ganz lange einen grau-blauen Rücken, der nicht enden wollte, bis die Rückenfinne endlich zu sehen war und dann war er auch schon weg. Wahnsinn…das größte auf der Erde lebende Lebewesen. Nach 7 Jahren Whale Watching in Húsavík und ständigem Verpassen der Blauwale (entweder war ich zu spät hier, oder ich war schon wieder weg, als sie hier waren) habe ich es endlich geschafft, sie hier anzutreffen. Das verzeiht auch, dass das Wetter beschissen war, als wir zu ihnen ´raus fuhren. 

Am Abend spielte Deutschland gegen Italien. Da hier nur ein Sender sämtliche Rechte an allen Spielen besitzt und dieser Sender auch noch verschlüsselt sendet, kann man hier in Húsavík kein Fußball sehen, da auch in keiner Kneipe das Spiel übertragen wird. Irgendjemand fand dann heraus, dass man bei Olís, eine unserer Tankstellen, das Spiel sehen kann. Wir sind dann also dort mit Stühlen hin und saßen mit Bier zwischen Katzenfutter, Scheuermilch und Latexhandschuhen. Die Tanke war brechend voll, da alle möglichen Touris und sämtliche Deutsche, die in Húsavík leben, diese Tanke bevölkerten. Und dann kamen zwischendurch noch einige Tankstellen-Kunden, die sich zwischen all den Stühlen hindurch zwängten. Tja, und nun ist Deutschland ´rausgeflogen, aber das Sehen des Spiels in der Tanke war echt mal 1A!!! Werde ich sicherlich nie wieder machen. Zwischendurch bekamen wir die Nachricht, dass man das Spiel auch unverschlüsselt sehen kann, aber wer tauscht denn seinen mühsam ergatterten Klappstuhl-Platz zwischen den Regalen in der Tanke gegen einen gemütlichen, aber einsamen Platz auf dem heimischen Sofa? Der wäre doch schön blöd!!!

Im Museum werde ich dieses Jahr das Delfin-Zimmer bei uns im Museum etwas aufmöbeln, womit ich letztes mit der Thunfisch-/Beifang-Ausstellung schon etwas angefangen habe. Dieses Jahr möchte ich etwas über Flussdelfine, Delfintherapie, Delfine beim Militär, Delfine in Gefangenschaft und über Schweinswale hinzufügen. Aber das ist alles noch nicht so ganz ausgereift, da ich erst seit einer Woche dabei bin. Ich habe auch mit Begeisterung festgestellt, dass ein Foto, dass ich 2002 beim Whale Watching geschossen habe, inzwischen als Postkarte verkauft wird (Stolz). Die neue Ausstellung, die im Herbst 2004 geplant wurde, nimmt weiter Form an, ist aber noch immer nicht ganz vollendet.

Gestern war mein erster freier Tag dieses Jahres, meine Zimmernachbarin und ich hatten große Pläne, nämlich Whale Watching, aber beim Blick aus dem Fenster verging uns die Lust, da es sehr windig war. North Sailing sagte die Tour morgens um 10 Uhr ab, um 13.30 Uhr wagten sich zwei Schiffe hinaus, aber das erschien uns nicht sehr geheuer zu sein. Es nieselte, auf dem Meer sah man weiße Schaumkronen auf den Wellen, das würde nicht die schönste Tour werden, also blieben wir an Land und gingen gemütlich gen Hot Pot, der an diesem Tag aber den Namen „Hot Pot“ nicht verdiente, sondern eher „Warm Pot“.

Da wir erst am Dienstag wieder arbeiten müssen, war es eigentlich auch geplant, für zwei Tage zum Mývatn zum Zelten zu fahren, aber bei dem Wetter? Wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Heute abend erstmal wieder ein Fußballspiel: Deutschland gegen Portugal. Die Endspiele werden nun inzwischen tatsächlich unverschlüsselt gesendet, aber den Spaß lasse ich mir nicht nehmen, das Spiel wieder zwischen der Scheuermilch und dem Katzenfutter bei Olís zu verfolgen.

Das war´s bis jetzt, in Kürze gibt´s mehr Neuigkeiten…Bis denn!

Beke Tietz, Juli 2006
 

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