Walfang
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Die blutige Geschichte des
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Am Rand der Ausrottung
Die ersten Walfangmethoden waren so grausam wie primitiv. Ein küstennah vorbeischwimmender Wal wurde mit Lanzen verletzt, dann wartete man darauf, dass er, an Blutvergiftung gestorben, an Land getrieben wurde. Die Basken waren die ersten, die bereits im 12. Jahrhundert den Walfang kommerzialisierten. Sie "schafften" es innerhalb von 200 Jahren, den Nordkaper in der Biskaya auszurotten. In den folgenden Jahrhunderten beteiligten sich zahlreiche europäische Nationen, darunter Deutschland, an dem Gemetzel. Gejagt wurden die langsam schwimmenden Arten, wie Nordkaper, Grönland- und Pottwal. Die schnellen Arten, wie Blau- und Finnwal waren mit der damals verwendeten, handgeworfenen Harpune nicht zu erreichen und deswegen noch sicher – noch. Mit der Erfindung der von 
einer Kanone abgefeuerten Explosionsharpune im Jahre 1868 wurde der so genannte "moderne Walfang" eingeleitet. Geschossen wurde nun alles, was vor die Harpune kam. Die zur gleichen Zeit entwickelte Dampfschifffahrt machte die Boote windunabhängig, auch konnten die ermordeten Tiere sogleich an Bord zu Tran verkocht werden. Unzählige Fangflotten durchkreuzten die Ozeane 

bis in die letzten Winkel und binnen weniger Jahrzehnte waren zahlreiche Arten an den Rand der Ausrottung geschossen worden. 
Im Jahr 1948 wurden mit der Gründung der Internationalen Walfangkommission (IWC) einige Arten unter Schutz gestellt, was allerdings rein kommerzielle Gründe hatte. Doch die Verbote wurden weder eingehalten noch kontrolliert, und das Gemetzel ging weiter. Mit dem 1986 von der IWC erlassenen Moratorium sollte dem Blutbad endlich ein Ende gesetzt werden. Japan und Norwegen halten sich bis heute nicht an das Verbot. Die Japaner betreiben so genannten "wissenschaftlichen Walfang", essen
also das Walfleisch ganz wissenschaftlich, und die Norweger 


"Wissenschaftlich" getöteter Finnwal in Island, 1986-1989
setzen sich einfach über das Verbot hinweg, indem sie es für nicht rechtens erklären. Eine Ausnahmeregelung gibt es für Eingeborenenvölker, wie die Inuit in Grönland und Kanada, Völker in Sibirien und auf einigen Karibik- und Südseeinseln. Kleine Walarten, wie Delfine, sind auch von dem Verbot ausgenommen. Sie werden als Nahrungskonkurrenten oder Walersatz absichtlich oder in Fischernetzen versehentlich nach wie vor zu Hunderttausenden getötet. 

Der Wal als Sündenbock

Island betrieb in früheren Jahrhunderten keinen aktiven Walfang, nutze allenfalls gestrandete Wale. Ein solches Tier bedeutete einen ungeheuren Reichtum und garantierte eine monatelange Versorgung ganzer Landstriche. Nicht selten kam es wegen gestrandeter Wale zu blutigen Auseinandersetzungen benachbarter Parteien. Während der Zeit des "modernen Walfangs" hielt sich Island zurück, hauptsächlich wegen fehlender technischer Ausrüstung. Um 1900 fingen die Norweger in isländischen Gewässern und zwar in solcher Menge, dass die Bestände zu kollabieren drohten. Das isländische Parlament verbot daraufhin 1915 den norwegischen Walfang. Dieses Verbot wurde 1928 wieder aufgehoben. Island begann erstmals 1935 mit kommerziellem Walfang und beendete ihn – auf Druck internationaler Proteste – im Jahr 1989, drei Jahre nach Inkrafttreten des internationalen Moratoriums. Die Schlappe, dass ihnen der Wille der internationalen Gemeinschaft aufgezwungen wurde, haben viele Isländer bis heute nicht verwunden. Der Ruf, den Walfang wieder aufzunehmen, wird immer lauter. Die Wale hätten sich so stark vermehrt, sie fräßen zu viel 
Fisch, sie fräßen "unseren" Fisch und man müsse die "natürlichen Ressourcen der Meere nutzen", heißt es. Falsch verstandener Patriotismus ("Island gegen den Rest der Welt") und falsche Information (nicht die Wale fressen "unseren" Fisch, sondern wir fressen ihren; außerdem fressen viele Walarten gar keinen Fisch, sondern kleine Krebse) sind die Gründe für eine 70prozentige Walfangbefürworterquote innerhalb der Bevölkerung.

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Säbelrasseln oder Ernst?

Um den Walfang wiederaufnehmen zu können, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden, so verspricht es die isländische Regierung. Island war 1992 aus Protest gegen das Moratorium aus der IWC ausgetreten. Im Jahr 2001 wollte man nun wieder eintreten, um mit am Tisch sitzen zu können, wenn Entscheidungen zur Wiederzulassung des kommerziellen Walfangs getroffen werden. Doch machte Island seine Mitgliedschaft von der Anerkennung des alten Einspruches abhängig. Unter diesen Voraussetzungen wurde die Vollmitgliedschaft 2001 und zunächst auch 2002 verweigert. Mit einer Stimme Mehrheit wurde Island auf einer Sondersitzung im Oktober 2002 schließlich doch in die IWC aufgenommen. Das Zittern um die Wale Islands beginnt. 

Fotos statt Harpunen

Einige Inselbewohner sind offensichtlich schlauer, als die Regierung. Sie entdeckten, dass man die schwimmenden Kolosse durchaus "nutzen" kann, aber ohne ihnen zu schaden. Dieses neue Geschäft, die "Jagd mit dem Fotoapparat", entpuppte sich als äußerst lukrativ. Als 1995 die ersten Reisenden für Geld zu den Meeresriesen gefahren wurden, waren 

dies gerade einmal 2.200 Menschen. Im Jahr 2001 gingen bereits 60.000 Touristen auf Walsafari. Der Ertrag für die isländische Wirtschaft wird für das Jahr 2000 auf umgerechnet 12 Millionen Euro geschätzt, mehr als doppelt so viel als der Walfang 1986 bis 1989 pro Jahr einbrachte. Auch wenn für viele Isländer ethische Gründe nicht zählen – die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand.

Mitmachen lohnt sich

Je mehr Geld in diese Whale-Watching-Branche fließt, desto unwahrscheinlich wird die Wiederaufnahme des blutigen Gemetzels. Tun Sie sich selbst und den faszinierenden Meeresriesen einen Gefallen – buchen Sie eine Walbeobachtungstour und besuchen Sie das Walmuseum, denn Whale-Watching ist Walschutz.

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Die blutige Geschichte des Walfangs
Hintergrundinformationen zur Internationalen Walfang Kommission
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