Walfang
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Schlimm genug, dass Länder wie Japan und Norwegen immer noch kommerziellen Walfang betreiben. Doch Cetaceen (Wale und Delfine) werden nicht nur durch die Jagd bedroht. Wir Menschen sind dabei das Ökosystem 'Meer' zu vernichten – und mit ihm alle darin befindlichen Lebewesen. 

Als Sondermüll entsorgt

Die Ozeane sind zwar riesig, aber nicht so groß, dass sie all den Dreck, den der Mensch in sie hineinspült, reaktionslos aufnehmen könnten. Industrie- und Haushaltsabwässer, radioaktive Abfälle, Pestizide und andere landwirtschaftliche Chemikalien, Kunststoffmüll, Öl aus gereinigten Tankern oder Schiffsunglücken landen mal mehr mal gar nicht gefiltert in den Meeren. Was die Cocktails aus Schwermetallen und Chemikalien wie PCBs, DDT, Organophosphate im Ökosystem anrichten, ist zum großen Teil noch gar nicht bekannt. Manche Substanzen stehen in Verdacht Krebs auszulösen, andere beeinflussen die Hormonsysteme der Tiere, mindern die Reproduktionsrate oder sind schlicht und einfach hochgiftig. Wale und Delfine sind besonders stark betroffen. Als Räuber stehen sie am Ende der Nahrungskette und viele Arten können ein hohes Alter erreichen, weswegen sich die Schadstoffe in den Körpern der Meeressäuger besonders stark anreichern. Gestrandete Wale sind derart mit Schadstoffen kontaminiert, dass sie nur noch als Sondermüll entsorgt werden können. Als Norwegen unlängst Zwergwalfleisch an Japan verkaufen wollte, lehnte das sonst so an Walfleisch interessierte Land ab. Die norwegischen Zwergwale seien wegen der hohen Schwermetalle- und Chemikalienkonzentration in ihren Körpern ungenießbar, lautete die Begründung. 

Höllenlärm

Lärm unter Wasser hat es durch Stürme, unterseeische Vulkanausbrüche, Erdbeben und nicht zuletzt die Wale selbst, die zum Teil ganz enorm laute Töne von sich geben können, schon immer gegeben. Strandungen von Walen hat es auch schon immer gegeben. Doch beide haben in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommnen. Es wird vermutet, dass beide Ereignisse zusammenhängen. Der Mensch ist verantwortlich für eine zunehmende Lärmverschmutzung der Ozeane. Motorboote vom Ski-Jet bis zu Containerschiff, niedrig fliegende Flugzeuge, Militärmanöver, Küsten-Windparks, Bohrinseln, seismische Tests und Sonarortung der Fischereiflotten und Militärs – sie alle sorgen für einen ohrenbetäubenden Dauerkrach unter Wasser. Ausschlaggebend für die Einwirkung auf die Meeressäuger ist dabei nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Frequenz der Töne. Besonders die tiefen Geräusche sind offenbar gefährlich. Wale und Delfine leben in einer akustischen Welt. Sie verwenden ihre akustischen Sinne zur Kommunikation, Orientierung, Ortung von Beute und Feinden. Wird dieser sensible Sinn durch das menschgemachte Getöse gestört, verlieren die Tiere die Orientierung und stranden – wird vermutet. Im Frühjahr 2001 strandeten 17 Wale auf den Bahamas. Zu gleichen Zeit testete die USA-Navy in der Gegend ein neues Sonarortungsgerät. Bis zu 230 dB laute Schallwellen besonders niedriger Frequenz werden dabei durch die Meere gedonnert, um weltweit feindliche U-Boote aufspüren zu können. Das ist so, als wenn ein Düsenjet direkt neben einem Wal starten würde. Wissenschaftler fanden Blutungen in den Innenohren und Gehirnen der auf den Bahamas gestrandeten Tiere.
Besonders lärmintensiv sind auch die zahllosen Ölplattformen und vor allem die Suche nach Öl- und Gasvorkommen. Dabei werden so genannten Luftpulser oder Airguns eingesetzt, lange, mit Pressluft gefüllte Röhren, die von Schiffen hinter sich hergezogen werden. Alle 10 Sekunden wird die Pressluft aus den Röhren schlagartig freigesetzt. Die entstehenden Druckwellen breiten sich bis zum Meeresgrund aus, werden von dort reflektiert und geben so Auskunft über seine Beschaffenheit und mögliche Rohstofflager. Die Luftpulser erreichen einen Schalldruck von 190 bis 260 dB. Dass sich im Januar 2002 drei Pottwale in der Nordsee verirrten und in der Elbmündung starben, war wahrscheinlich Schuld der über 400 Ölbohrinseln im Nordatlantik und des Höllenlärms, den sie verursachen. 

Bis kein Leben mehr im Meer ist

Die rücksichtslose Ausbeutung der Weltmeere durch den Menschen kostet nicht nur ungezählten Milliarden von Fischen, Krebsen, Seesternen, Tintenfischen usw. das Leben, sondern auch Millionen von Meeressäugern. Immer wieder verfangen sich Cetaceen in den feinen, für sie nicht sichtbaren Netzen und ertrinken qualvoll. Besonders tückisch sind die so genannten Treibnetze. Wenn die bis zu 50 km langen "Wände des Todes" nach mehreren Tagen wieder eingeholt werden, finden sich die Leichen zahlloser Fische, Seevögel, Schildkröten, Robben, Delfine und Wale darin. Der unerwünschte 

Beifang wird einfach über Bord geworfen. Aufgrund öffentlicher Proteste sind seit 1992 "nur" noch 2,5 km lange Treibnetze erlaubt. Die Kontrollen sind allerdings lax und die Strafen gering, so dass auch weiterhin wesentlich längere Netze verwendetet werden. Immer wieder gehen auch Treibnetze verloren. Sie werden dann über Jahrzehnte zur Todesfalle für alles Leben im Meer.
Bei der Thunfischerei wird nach Delfinen Ausschau gehalten, die gern zusammen mit Thunfischen schwimmen. Ein um sie ausgelegtes Netz fängt sowohl die Thunfische als auch die Delfine. Diese kommen dabei zwar um, das ist aber nicht weiter schlimm, Hauptsache man hat den wertvollen Edelfisch. In den 60er und 70er Jahren gingen 6 bis 12 Millionen tote Delfine auf das Konto der Thunfischflotten. Als diese Fischereimethode bekannt wurde, gab es einen öffentlichen Aufschrei. Inzwischen gibt es "delfinfreundliche" Netze mit einer Klappe, durch die die Säugetiere entkommen sollen. Das klappt nur teilweise und so kommen immer noch mindestens 4.000 Delfine jedes Jahr beim Thunfischfang ums Leben.

Kein Schutz für Delfine und kleine Wale

Das Moratorium der Internationalen Walfangkommission schützt, wenn auch unzureichend, nur die Großwalarten. Die kleinen Wal- und Delfinarten sind von dem Fangstopp ausgenommen. So werden jedes Jahr Zehntausende, wahrscheinlich sogar Hunderttausende der Meeressäuger abgeschlachtet. Japan steht hier einmal mehr an der Spitze. Japanische Fischer machen die kleinen Cetaceen für den Rückgang der Fischzüge verantwortlich und jagen sie zu Tausenden mit Harpunen oder treiben sie in Buchten, wo sie abgestochen werden. Ihr Fleisch wird oft als 'Walfleisch' verkauft. Nicht nur in Japan werden Delfine und kleine Wale als Sündenböcke für den Raubbau des Menschen verfolgt. In vielen Ländern ist die Hatz auf die "Nahrungskonkurrenten" üblich. Auch für versehentlich gefangene, noch lebende Delfine gibt es keine Gnade. Sie werden ins Meere zurückbefördert, nachdem ihnen die Flossen abgeschnitten wurden. Im Jahr 1956 fürchteten isländische Fischer vor Keflavík um "ihre" Fischbestände, als eine große Schule Schwertwale vorbeikam. Die in der Nähe stationierte amerikanische Armee kam zu Hilfe und erschoss von Hubschraubern aus Hunderte Tiere mit Maschinengewehren. Gott sei Dank ein einmaliger Fall. Nicht so auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln, wo jedes Jahr einige Tausend Grindwale auf bestialische Weise abgeschlachtet werden. Mit Motorbooten in eine Bucht getrieben, gibt es für die Tiere kein Entkommen. Sie werden vom Ufer aus mit Messern niedergemetzelt. Der Grund? Tradition!

Tradition als Alibi

Noch viel traditioneller geht es bei den indigenen Völkern zu. Die Inuit in Grönland, Kanada und Alaska töten jedes Jahr etwa 1.000 Narwale und 2.000 Belugas. Beide Arten sind nicht durch die IWC geschützt. Dazu gibt es noch eine Ausnahmegenehmigung für einige Dutzend Finn-, Grönland- und Zwergwale. Das in Ostsibirien lebende Volk der Tschukotkas tötet pro Jahr 120 Grauwale und auf der Karibikinseln St. Vincent müssen zwei Buckelwale ihr Leben für die "Eingeborenen" lassen. Doch ist dieser "indigene Walfang" wirklich gerechtfertigt? Die "Naturvölker" sind heute modern ausgerüstet mit Motorbooten und Explosionsharpunen. Die Inuit verkaufen Schnitzereien aus Narwalzahn an Touristen und verfüttern das Fleisch der Tiere an ihre Schlittenhunde. Die Tradition ist oftmals nur vorgeschoben, um eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Bestes Beispiel sind die Makah-Indianer, die 2002 eine Quote von 60 Grauwalen für fünf Jahre bekamen. Dieser, an der Westküste der USA lebende Stamm hat seit 1926 keine Wale mehr gejagt und bereits angekündigt, das Fleisch nach Japan verkaufen zu wollen. 

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Die blutige Geschichte des Walfangs
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